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Kitesurfing gehört mittlerweile zu den beliebtesten Wassersportarten. Jahr für Jahr entdecken mehr Menschen, wie faszinierend es ist, sich am Lenkdrachen über die Wellen ziehen zu lassen. Die Kraft des Windes wird optimal genutzt, enorme Geschwindigkeiten sind möglich. Wind war einst auch Antriebsquelle der Frachtsegler. Doch mit dem Aufkommen der Dampfschiffe ging die Flotte der Segler immer weiter zurück. Nur einige Oldtimer sind von Liebhabern bewahrt und mühevoll restauriert worden.

Was gut für Sportler ist, müsste sich auch großen Pötten voran helfen können, dachten sich einige Tüftler. Oft genug bläst der Wind von hinten, der Seemann spricht dann von achterlichen oder raumen Winden. Das könnte man ausnutzen. Gedacht, getan: Die Bremer Reederei „Beluga Shipping GmbH“ wagte 2007 erstmals den Praxistest. Ein Frachter, die „Beluga SkySails“ wurde mit einer Bugverankerung für das Zugseil eines 160 Quadratmeter großen Zugdrachens ausgerüstet. Abgesehen von diesem speziellen Ausrüstungsdetail, sieht das 133 Meter lange Schiff aus, wie ein ganz normaler Schwergutfrachter.

Bei günstigen Winden läßt die Beluga SkySails ihren Kite aufsteigen und profitiert von der zusätzlichen Windkraft. Bis zu 400 Meter hoch kann er aufsteigen. Dort oben wehen die Winde noch stärker und gleichmäßiger. Zwischen zehn und fünfunddreißig Prozent Treibstoff kann man auf diese Weise einsparen. Dabei spielt die Art des Schiffes und die vorwiegenden Fahrtgebiete eine entscheidende Rolle. Beim Durst eines Schiffsmotors macht das eine Menge aus und führt auf die Dauer zu erheblichen Einsparungen. Am effektivsten wirkt die Zugenergie, wenn der Drache vor dem Wind nicht statisch in der Luft steht, sondern kreuzt, also hin und her pendelt. Für den Betrachter auf der Brücke sieht das so aus, als ob das Fluggerät vor dem Schiff kontinuierlich eine „liegende Acht“ abfliegt.

Um die Drachenbewegung effektiv abzustimmen, hat die Hamburger Firma SkySails, die das System über Jahre geduldig zur Einsatzreife entwickelte, ein ausgeklügeltes Steuerungsprogramm entwickelt. Die effektive Zugkraft der Kites der neuesten Generation liegt zwischen 8 und 16 Tonnen. Das sind gewaltige Kräfte, die da am Bug ziehen helfen. Für die Zukunft sind sogar Varianten mit 32 Tonnen effektiver Zugkraft und mehr in Vorbereitung. Das SkySails System muss nicht schon beim Neubau installiert werden, es ist auch später nachrüstbar. Nahezu alle Motorschiffe ab einer Gesamtlänge von 30 Metern können damit ausgestattet werden.

Angesichts des Einsparpotenzials interessieren sich immer mehr Reedereien für den Einsatz des Wunderdrachens. Ab 2012 geht das System auf der „MS Aghia Marina“ an den Start. Sie ist mit 170 Metern Länge das bisher größte Schiff, das von einem SkySail unterstützt wird. Bis zu 28.500 Tonnen kann dieser Massengutfrachter transportieren. Stattliche 320 Quadratmeter groß wird der dafür benötigte Kite sein. Das SkySails Konzept findet immer mehr Anerkennung. Die Weiterentwicklung wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Als innovative Technologie mit ökologischem Nutzen erhielt das Projekt bereits zweimal den „Sustainable Shipping Award“.