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Eine der größten Solarfarmen in Europa entsteht in Brandenburg auf dem Gelände eines ehemaligen Militärflughafens. Insgesamt stehen dort 200 Hektar Fläche zur Verfügung. Drei Solarparks werden auf diesem Gelände errichtet und sollen schon zum Jahresende ans Netz gehen. Dann bringen sie es gemeinsam auf stattliche 91 Megawatt. Mit dieser Energieausbeute kann man schätzungsweise 22.500 Haushalte versorgen. Das ist auch im internationalen Maßstab ein großer Brocken. Damit wird die Anlage zu den größten ihrer Art in Europa gehören. Insgesamt werden 383.000 kristalline Solarmodule verbaut. Für Q-Cells, ein Unternehmen aus Bitterfeld in Sachsen-Anhalt, das in den letzten Jahren wirtschaftlich schwierige Phasen durchmachen musste, ist dieses Projekt ein echter Lichtblick. Die Aktionäre freut es. Seit die Nachricht vom Großauftrag bekannt wurde, machte der Kurs der Q-Cells Aktie Freudensprünge. Er konnte sich zeitweise verdoppeln. Viele Finanzprofis können es kaum glauben, war doch Q-Cells in den vergangenen Monaten eher von schlechten Prognosen geprägt. Wie auch viele andere Werte, die unter einem Euro notieren, die Broker nennen so etwas „Penny Stocks“, waren die Aktien immer wieder Spielball riskanter Spekulationen gewesen.

Für das Vorhaben konnten namhafte Investorengruppen, die Berliner MCG Management Capital Group und die Hamburger Luxcara gewonnen werden. Der Flughafengelände Brandenburg-Briest liegt westlich von Brandenburg an der Havel unweit des Plauer Sees. Dass hier in so großem Maßstab auf Photovoltaik gesetzt wird, ist eine klare Botschaft. Der Richtungswechsel hin zu erneuerbaren Energien wird konsequent vollzogen und wird sicher noch weitere Projekte dieser Art nach sich ziehen.

Die Errichtung der Aggregate soll in Rekordgeschwindigkeit geschehen. Gerade einmal acht Wochen sind eingeplant, dann soll bereits Strom ins Netz fließen. Die Eile ist Kalkül, denn man möchte möglichst hohe Einspeisevergütungen sicherstellen, bevor diese herabgestuft werden. Damit man den engen Zeitplan schaffen kann, hat Q-Cells unmittelbar nach dem Ankauf des Geländes alle nötigen Genehmigungsschritte in Rekordzeit mit den lokalen Behörden absolviert und umgehend mit der Ausführung begonnen. Solche Projektentwicklungen sind für Solarunternehmen überlebenswichtig. Denn allein mit der Herstellung von Solarzellen ist nicht mehr genug Geld zu verdienen. Zwar sind die Produkte von Q-Cells immer wieder für ihre Qualität, Innovationskraft und energetische Effektivität ausgezeichnet worden. Doch zum Geldverdienen ist das noch nicht genug. Die Margen sind aufgrund von Überkapazitäten immer weiter gesunken, asiatische Konkurrenz erschwert das Geschäft zusätzlich. Oft werden aus Kostengründen indische oder chinesische Zellen geordert.

Für die Umwelt bedeutet die neue Solarfarm rechnerisch die Vermeidung von 50.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Damit die Anlage rechtzeitig ans Netz gehen kann, müssen nicht nur die Solarmodule, sondern auch ein Umspannwerk pünktlich fertig werden. Nur dann lässt sich die gewonnene Energie auch ins öffentliche Netz einspeisen. Mit 91 Megawatt toppt die neue Anlage den bisherigen deutschen Rekordhalter, einen Solarpark in Finsterwalde, der es auf eine Kapazität von 82 Megawatt bringt, noch einmal deutlich.