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Wer auf der Nordseeinsel Borkum Urlaub macht, wird kaum mitbekommen, dass rund fünfundvierzig Kilometer nördlich der Küste jede Menge Energie erzeugt wird. Dort steht nämlich „alpha ventus“, einer der größten Offshore-Windparks, mitten im Meer. Aber die Entfernung ist so groß, dass man die zwölf mächtigen Propeller vom Strand aus nicht erkennen kann; sie verschwinden hinter dem Horizont. Die sichere Verankerung der Fundamente auf dem Grund der Nordsee und die Errichtung der riesigen Propellermasten ist eine technologische Meisterleistung und erforderte die Aufbietung von Superlativen. Unter anderem wurde dafür das weltweit größte Kranschiff eingesetzt.

Jetzt wurde offiziell Eröffnung gefeiert. Von der Windenergiegewinnung auf hoher See erhofft man sich einen noch deutlich besseren Ertrag, als bei vergleichbaren Anlagen an Land. Denn der Wind weht auf der Nordsee stärker und gleichmäßiger. Die riesigen Turbinen sollen eine Ausbeute erzielen, die dem Energieverbrauch von immerhin 50.000 Haushalten entspricht. Um dieses große Projekt gemeinsam zu realisieren, haben sich die Energieversorger EWE, E.ON und Vattenfall zusammengeschlossen.

Von der Forschungsplattform des Windparks werden Windrichtung, Windstärke und Lufttemperatur laufend übertragen und in zehnminütigen Intervallen aktualisiert. Diese Daten können auch online permanent verfolgt werden.

Schon seit Jahren bemüht sich der Bundesverband Windenergie e.V.darum, die Idee großer Offshore-Windparks vor den Küsten populär zu machen. Mehrmals im Jahr treffen sich die Akteure der Brache beim Windstammtisch, der inzwischen schon zum 44. Mal in Hamburg stattgefunden hat.

Die Technik der Windgeneratoren ist in den letzten Jahren immer weiter optimiert worden, so dass deren Energieausbeute deutlich gesteigert werden konnte. Mittlerweile durchlaufen die ersten installierten Aggregate sogar schon ein so genanntes Repowering, das bedeutet, dass bestimmte Bauteile gegen noch effektivere ausgewechselt werden, um unter Beibehaltung des Standortes die Leistung noch einmal erhöhen zu können. Die Windenergie hat sich als fester Bestandteil der Energieerzeugung etablieren können. Davon sind heute nicht nur Grüne überzeugt. Deutsche Anlagenbauer verfügen über fortschrittlichstes Know-how und exportieren erfolgreich in alle Welt.

29 weitere Windparks sollen in der Nord- und Ostsee in den nächsten Jahren noch entstehen. Umweltschützer geben zu bedenken, dass Offshore-Windparks für Zugvögel eine Gefahr sein könnten, sofern sie bei Nacht versuchten, auf den beleuchteten Anlagen zu landen und dabei möglicherweise mit Streben oder Spanndrähten kollidierten. Auch Fischer fürchten um den Bestand beziehungsweise die Erreichbarkeit ihrer Fanggebiete. Sofern sie große Offshore-Windparks umfahren müssen, um ihre Fanggründe zu erreichen, lohnt die Fischerei mancherorts kaum noch. Andere erklären, der Fischbestand würde sich langfristig eventuell sogar erholen, da die Windparkareale den Fischen fangfreie Rückzugsgebiete anböten, in denen sie sich ungestört vermehren könnten.