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Der Familie Piccard scheint das Abenteuer in den Genen zu liegen. Schon Auguste Piccard stieg 1932 mit einer luftdichten Kapsel an einem Ballon in eine Höhe von fast 17.000 Metern. Jacques Piccard tauchte mit einem U-Boot im Ozean bis in eine Tiefe von 10916 Metern. Beides Weltrekorde ihrer Zeit.

Bertrand Piccard aus Lausanne in der Schweiz macht da keine Ausnahme. Er hat schon durch eine spektakuläre Nonstop-Erdumrundung im Ballon von sich reden gemacht. Jetzt will er wieder um den Globus fliegen. Diesmal allerdings nicht mit der Kraft des Windes, sondern mit der der Sonne. Sein Spezialflugzeug, die „Solar Impulse“ ist extra für diesen Zweck nach modernsten technologischen Erkenntnissen entworfen worden.

Kern des Vorhabens ist, zu beweisen, welche Leistungen die Photovoltaik mittlerweile ermöglicht. Bei diesem Verfahren verwandeln Solarzellen einstrahlendes Licht in elektrischen Strom. Jeder verfügbare Quadratzentimeter auf der Oberseite des Fliegers ist mit diesen Solarzellen bestückt, damit während des Fluges die erforderliche Energie zur Fortbewegung an Bord erzeugt werden kann. Alle übrigen Bauteile sind so leicht wie möglich. Damit die Relation zwischen photovoltaisch aktiver Oberfläche und Nutzlast ein effektives Verhältnis erreicht, braucht man riesige Tragflächen. Daher sieht die Solar Impulse wie ein überdimensioniertes Segelflugzeug aus.

Natürlich kann so ein Solarflugzeug nicht so schnell um die Erde fliegen, dass es es dabei dauerhaft in der Tagphase bleibt, um genug Licht zur Stromerzeugung zu haben. Bei Einbruch der Dunkelheit beginnt die eigentliche Herausforderung. Um bis zur Morgendämmerung in der Luft zu bleiben, muss man mehrere Tricks anwenden:

  1. Man gewinnt während des Tages möglichst viel Höhe. Während der Nacht kann der Pilot dann durch einen langsamen, kontrollierten Sinkflug den nötigen Vortrieb erzeugen. Ähnlich machen es Segelflugzeuge.
  2. In enger Koordination mit Meteorologen, versucht man, in Luftschichten zu fliegen, in denen Winde vorherrschen, die einen in die gewünschte Flugrichtung mitnehmen.
  3. Man verwendet nicht die gesamte tagsüber erzeugte elektrische Energie unmittelbar zum Fliegen, sondern speichert einen Teil in Akkus. So steht bei Nacht eine Reserve bereit, um die Motoren zumindest mit geringer Drehzahl weiterlaufen lassen zu können.
  4. Man fliegt von West nach Ost der aufgehenden Sonne entgegen. Dadurch wird die Nachtphase etwas kürzer. Die Tagphase kürzt sich allerdings auch entsprechend ab, so dass man weniger Zeit hat, die Stromspeicher wieder aufzuladen und Höhe zu gewinnen.

Der Prototyp, mit dem bereits erste Versuchsflüge durchgeführt werden, hat eine Spannweite von 63,40 Metern und hat schon einige Tests in Europa absolviert. 2013 soll es dann ernst werden. Piccard will es einmal um die gesamte Erdkugel schaffen. Dem Mann geht der Ruf voraus, seine Ideen erfolgreich in die Tat umzusetzen. Das hat er mehrfach bewiesen. Angesichts der sehr sorgfältigen Vorbereitung, stehen die Chancen nicht schlecht, dass er es schaffen könnte. Auf jeden Fall passt das Vorhaben in die Zeit. Denn, wären alle Technologien so effektiv wie die Solar Impulse, könnte man die Hälfte der benötigten Energie einsparen. Das ist Piccards Botschaft. Und davon möchte er mit seinem Flug weltweit überzeugen. Ob man das nicht auch mit einem unbemannten Flugzeug erreichen könne, wird er gefragt. Er ist überzeugt, dass man einen realen Piloten braucht, an dem sich das Geschehen verankern kann. Nur so, das ist seine Überzeugung, ist eine optimale Wahrnehmung erreichbar. Menschen interessieren sich für Menschen, nicht für Maschinen.