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Nachhaltigkeit, dieser Begriff galt noch bis zur Jahrtausendwende als Schlagwort ökologischer, soziologischer und ethischer Bestrebungen. In der Wirtschaft wurde Nachhaltigkeit eher belächelt, allenfalls als hinderlicher Kostentreiber angesehen. Investiert wurde in diesen Bereich nur, wenn gesetzliche Vorschriften es zwingend erforderten. So manifestierte sich der Glaube, alles Notwendige werde durch Gesetze zum rechten Zeitpunkt in die Wege geleitet; eigene proaktive Engagements wurden vernachlässigt.

Beginnend mit vereinzelten Investoren, die ihre ökologischen und ethischen Überzeugungen auch in der Strategie ihrer Geldanlagen umgesetzt sehen wollten, bildete sich in den letzten Jahren eine immer größer werdende Nachfrage nach nachhaltigen Anlagemöglichkeiten heraus. Erste Kapitalgesellschaften reagierten auf diesen Trend und legten entsprechende Investment-Fonds auf.

Zunächst noch als Randerscheinung einiger Idealisten abgetan, rückte dieser Anlagesektor massiv in den Fokus, als Wirtschaftswissenschaftler in vergleichenden Studien herausfanden, dass sich die Sache auch rechnet. Langfristige Analysen ergaben nämlich, dass nachhaltig wirtschaftende Unternehmen erfolgreicher waren und an der Börse mit einer deutlich besseren Kursentwicklung überzeugten. Das liegt einerseits daran, dass sie mit Rohstoffen und Energie besser haushalten. Aber auch daran, dass ihre Mitarbeiter zukunftsbezogener denken und dadurch besser auf kommende Trends vorbereitet sind.

Ein weiterer Grund ist, dass nachhaltig ausgerichtete Unternehmen besser in der Lage sind, sich in verschiedene ethnische, kulturelle, soziologische und religiöse Umfelder einzubetten. In Zeiten der Globalisierung ein entscheidender Faktor, wenn es darum geht, weltweit Märkte zu erschließen und dort als Anbieter, aber auch als Arbeitgeber akzeptiert zu werden und als Marke Fuß zu fassen.

Anstelle einer transaktionsbezogenen Kommunikation zu eng umrissenen Konsumenten-Zielgruppen tritt die wesentlich effektivere interaktionsbezogene Kommunikation zu sämtlichen Bezugsgruppen. Das stärkt über das Image die Unternehmensmarke und somit den Wert.

Am Finanzmarkt haben sich diese Erkenntnisse unter dem Stichwort “Sustainability” in zahlreichen Finanzprodukten (Fonds, Zertifikate, Beteiligungen), Indizes und Ratings (Nachhaltigkeitseinstufungen nach festgelegten Kriterien) niedergeschlagen. So entwickelte die renommierte Firma Dow Jones, deren Aktienindex der Industriewerte (Dow Jones Industrial Average) täglich in aller Welt Beachtung findet, eigens einen Sustainability Index.

SustainableBusiness.com veröffentlicht jährlich die “SB20-Liste” der “World’s Top Sustainable Stocks”. Fachjuroren wählen die Kandidaten nach Nachhaltigkeits-, aber auch nach Finanzkriterien aus.

Auch in der Politik schlägt sich dieser Trend nieder: Bereits 1997 konstituierte sich die “Global Reporting Initiative” GRI als unabhängige Organisation, um Leitlinien für die Nachhaltigkeitsberichterstattung gemäß den Zielen des UN-Umweltprogramms UNEP in Zusammenarbeit mit dem von Kofi Annan ins Leben gerufenen “Global Compact” zu entwickeln. Die Vereinten Nationen verabschiedeten mittlerweile “Prinzipien für verantwortungsvolles Investieren”. Investoren, die nach diesen Grundsätzen handeln, verpflichten sich dabei auf gemeinsame Richtlinien zu Corporate Governance, Umwelt und Gesellschaft. Die Grundsätze wurden bewußt so ausgestaltet, dass sie mit den Strategien institutioneller Investoren kompatibel sind. Die Unterzeichner erwarten, so offizielle Statements, einen zunehmenden Einfluss dieser Faktoren auf den Wert ihrer Anlagen.

Im Energiesektor hat sich der Trend in phasenweise massiven Kurssteigerungen der Wind- und vor allem der Solarwerte niedergeschlagen. Unternehmen wie Solar World oder Nordex sind inzwischen auch denen ein Begriff, die sich mit Energiethemen nur am Rande befassen. Steigende Energiepreise sprechen für sich.

Um diesen interessanten Bereich gezielt beobachten zu können, berechnet das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR), Münster seit dem 2. Mai 2006 einen Index, den “Renewable Energy Idustrial Index” RENIXX® mit weltweit ausgewählten Aktien aus den Bereichen Windenergie, Solarenergie, Wasserkraft, Bioenergie, Geoenergie und Brennstoffzellen. Ziel ist es, ein internationales Marktbarometer zu etablieren, das die dynamische Entwicklung dieses Sektors widerspiegelt.

Eine auf diesen Bereich zugeschnittene Informations- und Weiterbildungsplattform bietet der deutschsprachige ECOreporter. Hier findet sich eine Vielzahl an Fakten und Know-how für Investoren mit nachhaltiger Ausrichtung.

Was bedeutet diese Entwicklung nun für die Neuen Energien? Eine Riesen-Chance! Die grundsätzliche Investitionsbereitschaft in nachhaltiges Energiemanagement ist gegeben. Keiner aus dieser Branche muss heute mehr befürchten, als visionärer Spinner abgetan zu werden. Doch während Wind-, Solar- und Bioenergie leicht erklär- und nachvollziehbar sind, müssen die Brennstoffzellen-Technologie sowie die Rolle des Wasserstoffs als Speichermedium erläutert werden. Investiert wird nur in das, was plausibel und was verstanden worden ist. Investoren werden folglich vor allem diejenigen gewinnen, die ihre Visionen gut vermitteln und erklären können.