Seite wählen

Klar, ein Solarflugzeug fliegt bei Sonnenschein. Denn den brauchen die Solarzellen, um Energie für die Fortbewegung zu erzeugen. Doch Bertrand Piccard hat mehr vor: Er möchte eines Tages mit seinem Solarflugzeug den Globus umrunden. Und dabei muss die „Solar Impulse“ es auch schaffen, in den Nachtstunden am Himmel zu bleiben. Das kann nur klappen, wenn ein großer Teil der Energie tagsüber gespeichert wird, so dass sie in der Nacht abrufbar ist.

Ein weiterer Trick besteht darin, das Flugzeug tagsüber auf eine möglichst große Höhe zu bringen. Während der Nacht kann der Pilot dann dosiert an Höhe verlieren und dadurch genug Vortrieb gewinnen, um lange in der Luft zu bleiben. Dadurch, dass die Maschine wie ein modernes Segelflugzeug bei geringstem Eigengewicht auf extreme Gleitflüge ausgelegt ist, ist es möglich, die Sinkphase extrem zu dehnen.

In der Nacht vom 7. auf den 8. Juli 2010 gelang nun der erste solare Nachtflug. Schon am frühen Morgen des Mittwochs startete die Maschine in Payerne. Jede Sonnenstunde während des Tages sollte zum Energiespeichern genutzt werden. Der Pilot André Boschberg brachte den Vogel bis zum Abend bis auf eine Höhe von 8.500 Metern. Während der Nacht sank er von dieser Höhe nach und nach kontrolliert bis auf 1.500 Meter, um am Morgen des 8. Juli sicher wieder zu landen. Der Testflug wurde im Luftraum über dem Neuenburger See, dem Murtensee und dem Jura durchgeführt.

Die Gesamtdauer des Fluges betrug 26 Stunden. Erstmals ist es damit gelungen, die „Solar Impulse“ in einem kombinierten Tag-Nacht-Flug so lange ununterbrochen in der Luft zu halten.
Die „Solar Impulse“ ist aus extrem leichten Materialien gebaut. Das tragende Gerüst besteht aus hoch modernen Carbonfaserverbundstoffen. Das Gesamtgewicht beträgt nur 1.600 Kilogramm. Sie verfügt über eine große Spannweite von 63,40 Metern und vier Elektromotoren. Auf der Oberseite der Tragflächen sind 12.000 Photovoltaikzellen eingelassen. Die Bewegungsfreiheit des Piloten ist äußerst begrenzt, Langstreckenflüge erfordern eine gute Kondition, denn es wird durchgehend von Hand gesteuert. Eine informative Bildstrecke illustriert alle Phasen des Fluges.
Der Rekordflug war ursprünglich schon eine Woche eher vorgesehen, musste aber wegen technischer Probleme verschoben werden. Ein elektronisches Bauteil des Telemetriesystems hatte gestreikt. Dadurch war die Übertragung der technischen Daten zum Kontrollzentrum am Boden gestört.
Bis 2013 soll die „Solar Impulse“ so weit perfektioniert sein, dass eine Weltumrundung möglich wird. Der Initiator Bertrand Piccard ist schon durch zahlreiche wagemutige technische Vorhaben bekannt geworden. So umrundete er die Erde bereits im Ballon. Mit der „Solar Impulse“ möchte er zeigen, dass die technologischen Möglichkeiten gegeben sind, um Herausforderungen umweltgerecht zu lösen. Piccard liegt das Abenteuerliche buchstäblich im Blut. Schon der Großvater Auguste Piccard flog mit einem Ballon in die Stratosphäre, der Vater Jacques Piccard brach mit seiner Tauchkapsel Trieste den Tiefseetauchweltrekord.